Das Beste Meiner Liebe Auszug – Virna DePaul

Das Beste Meiner Liebe Auszug

Es war seltsam: Nachdem er sein bisher dreiundzwanzigjähriges Leben bis auf ein Jahr vollständig in Irland verbracht hatte, fühlte sich die Rückkehr nach Kalifornien wie Heimkehr an. Rileys Besuch in seinem alten Revier war im Großen und Ganzen ein guter gewesen, nicht zu erwähnen – aufschlussreich. Doch er spürte ein unmissverständliches Gefühl des Friedens, als er nach Forestville zurückkehrte. Vor allem als er The Stylish Irish betrat, die Kombination aus Pub und Restaurant, die er im vergangenen Herbst mit seinen Brüdern eröffnet hatte. Jeder Tisch und jeder Stuhl, jedes Schild und jedes Foto an der Wand waren ein Symbol der Arbeit, die er und seine Brüder in ihr neues Zuhause in den Staaten hineingesteckt hatten. So stressig es auch war, so sehr es einem regelrecht auf den Sack gehen konnte – er liebte jede Minute.

„Da ist er ja. Der verlorene Sohn kehrt endlich zurück.“

Riley grinste seinem Bruder Brady zu, der hinter der Bar stand und Gläser polierte. Brady war groß wie ein Haus und es war schwerer, ihn umzuhauen als ein solches, doch er hatte ein Herz aus Gold. Vor zwei Monaten hatte er sich in eine Frau aus der Gegend verliebt, Anna Kincaid, und seitdem schien Brady zufriedener zu sein als je zuvor. Er hatte ihr bei der Sanierung ihres Unternehmens, AdvenTours, geholfen, das in nur wenigen Wochen am Memorial Day Wochenende Wiedereröffnung feiern sollte. Anna hoffte noch immer, Brady dazu zu bringen, mit ihr Ziplinen zu gehen, und Riley wusste, dass Brady früher oder später klein beigeben würde. Brady war kein Feigling (es war tatsächlich sogar klug, Widerstand zu leisten; Riley konnte sich selbst nicht vorstellen, mit nichts als ein paar Drähten gesichert, eine Klippe hinunterzusausen) und er liebte nichts mehr, als Anna zu gefallen, vor allem nach den gesundheitlichen Beschwerden, die sie gehabt hatte. Sie waren gut füreinander und Riley war begeistert, dass Anna es geschafft hatte, Bradys lustige Seite wieder zum Vorschein zu bringen – in den vergangenen Jahren hatten Tragödien ihn tief hinuntergezogen, doch in letzter Zeit war der alte Brady wieder am Start.

„Dann schenk uns mal ein Ale ein“, rief Riley und setzte sich.

„Du weißt, wo die Zapfhähne sind. Oder warst du so lange weg, dass du das vergessen hast?“, grummelte Brady gutmütig und schenkte Riley dennoch einen Pint des schwarzen Zeugs ein.

„Es war nicht so lange“, erinnerte Riley ihn. „Nur ein Monat.“

„Und wann wird der Rest von uns die Chance kriegen, Urlaub zu nehmen?“

„Wenn ihr Angelegenheiten habt, um die ihr euch zuhause kümmern müsst. Genau dann.“

„Oh, Lucy ist eine Angelegenheit?“ Sean, Rileys Zwilling, trug eine Kiste Gläser aus der Küche in die Bar. Sie waren keine eineiigen Zwillinge, doch manchmal überraschte es Riley, wie ähnlich Seans Merkmale seinen eigenen waren, bis zu den braunen Augen und den rostroten Streifen in ihrem dunklen Haar. Sie waren in Kontakt geblieben, während er fort war, und Riley wusste, dass sein Zwilling sich nach einer Frau verzehrte – eine ältere Frau obendrein, eine von Seans Professorinnen in der Schule –, aber er sah deshalb nicht mitgenommen aus. „Lass sie bloß nicht hören, dass du sie so nennst“, sagte Sean, „oder sie sitzt im nächsten Flieger hierher.“

Riley schüttelte den Kopf. „Unwahrscheinlich. Ich habe ihr klar gemacht, dass es endgültig aus ist.“

„Sicher“, schmunzelte Brady. „Du und Lucy habt euch getrennt und wieder versöhnt, seitdem ihr fünfzehn seid. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du zurück nach Irland oder sie hierher zieht und ihr euch zusammen niederlasst.“

„Das ist alles Vergangenheit. Und wir haben schon seit langem keine Exklusivrechte mehr aufeinander“, erinnerte ihn Riley.

„Ja, aber sobald sie angedeutet hat, wieder mit dir zusammenkommen zu wollen, vielleicht sogar für längere Zeit in die USA zu reisen, damit du der Sache nochmal eine Chance gibst, hast du dich nach Irland aufgemacht. Um herauszufinden, ob es das ist, was du möchtest.“

„Wenn man sich unsere Vergangenheit ansieht, wollte ich eher sicherstellen, dass es nicht das ist, was ich möchte“, antwortete Riley. „Das ist ein großer Unterschied. Und sie zu sehen, hat nur bestätigt, dass wir nie füreinander bestimmt waren.“

„Aha? Hattest du Sex mit ihr?“

Riley knirschte mit den Zähnen.

„Ich verstehe das mal als Ja.“

„Nur einmal, als ich ankam. Gefolgt von neunundzwanzig Tagen, an denen wir keinen Sex hatten. Weil es vorbei ist.“ Er hatte nicht mit Lucy geschlafen, um zu testen, ob er Gefühle für sie hatte – nicht absichtlich. Sie hatten in der Zwischenzeit andere Partner gehabt, doch sie zu sehen, hatte definitiv schöne Erinnerungen zurückgebracht. Außerdem war er für zwei Monate auf Entzug gewesen, die längste Zeit, die er je ohne Sex verbracht hatte. Als sie begann, ihn zu küssen und sich an ihm zu reiben …

Zum Teufel, er hatte sich nie als Chorknaben oder Heiligen bezeichnet.

Doch danach – nein, währenddessen – hatte er bereits sicher gewusst, dass es allein sein Körper war, der an Lucy interessiert war, und dass er kein Interesse daran hatte, seine Beziehung mit ihr wieder aufzurollen.

„Das hast du schon öfter gesagt.“

„Naja, schön. Dieses Mal ist es anders.“

„Wie anders?“

Es war anders, weil er während seines gesamten Irlandaufenthaltes nicht aufhören konnte, an eine Frau in Amerika zu denken. Eine, die genau in diesem Restaurant, genau in dieser Bar mit ihm arbeitete. Vor seinem Trip nach Irland hatte er sich selbst eingestanden, dass er sich von ihr angezogen fühlte. Doch er hatte auch akzeptiert, dass er diese Anziehung nicht ausleben durfte, weil sie für ihn und seine Brüder arbeitete. Deshalb waren sie stets nur Freunde gewesen.

Nach seinem Trip nach Irland?

Er interessierte sich einen Scheiß dafür, wer ihr Arbeitgeber war. Es wusste nur, dass er sie wie verrückt vermisst hatte. Er hatte monatelang von ihr geträumt, doch in Irland waren diese Fantasien sowohl sexuell als auch nicht-sexuell gewesen. So sehr er auch davon träumte, mit ihr zu schlafen, träumte er auch von einfachen Interaktionen: mit ihr zu sprechen, mit ihr durch die Weinberge oder am Strand zu spazieren, sie zum Lachen zu bringen.

Nach diesen Träumen fühlte er sich am schlechtesten. Leer. Unbefriedigt.

Er erkannte, dass er sich wirklich in sie verknallt hatte.

Trotz ihrer Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Beziehung, dem war er sich nun sicher, würde er sie sein machen.

Natürlich würde er seinen Brüdern das nicht erzählen.

„Einfach so“, antwortete er lahm.

Doch als Sean ihn ansah, schien er zu spüren, wie sehr Riley meinte, was er sagte, denn er antwortete: „Arme Lucy.“

Riley rollte mit den Augen. „Wenn du denkst, dass ich ihr auch nur für eine Minute abkaufe, dass sie während meiner Zeit dort nicht ihren gerechten Anteil an Action erhalten hat, dann bist du am falschen Mann. Ich mag verrückt sein, aber nicht bekloppt. Sie sah kaum wie eine arme, vernachlässigte Frau aus. Tatsächlich hat ihr Handy öfter geklingelt, als ich zählen konnte, und sie hat mich nie sehen lassen, wer geschrieben hat und was.“ Er nahm einen weiteren Schluck des schwarzen Zeugs und wischte sich dann den Mund mit seinem Handrücken ab. „Ihr geht es gut ohne mich und es wird ihr auch in Zukunft ohne mich gut gehen.“

Quinn, Rileys ältester Bruder, betrat das Restaurant aus dem Büro, die Lesebrille auf den Kopf geschoben. Das bedeutete, dass er die Geschäftsbücher durchgesehen hatte. Das Lächeln auf seinem Gesicht sagte Riley, dass sie ein weiteres gutes Vierteljahr hatten, obwohl das keine Überraschung war. Seit dem Tag, an dem sie die Tore geöffnet hatten, waren die Kunden scharenweise in die Taverne gekommen. Manche sagten, es läge an dem Sinn, den die Brüder dafür hatten, die richtigen Ales und Weine auszuwählen, die alle aus lokalen Brauereien stammten. Andere sagten, es läge am erfrischenden, authentischen irischen Spin, den sie der traditionell amerikanischen Pub-Szene verpasst hatten. Die anderen nannten die fünf irischen Besitzer und deuteten auf die Tatsache, dass der Großteil der Kundschaft weiblichen Geschlechts war.

Die Gründe interessierten Riley nicht, solange sie Geld verdienten, Spaß hatten und seine Lippen nie lange einsam blieben. Und doch waren sie einsam geblieben. Für bereits einen Monat. Er hatte nach dem einen Mal nicht nur aufgehört, mit Lucy zu schlafen, sondern hatte sie auch nicht wieder geküsst. Seit fast vier Wochen hatte er überhaupt keine Frau geküsst und das musste sich ändern. Und zwar mit der einen Frau, die er wirklich küssen wollte – Erica Underwood, Bartender Kollegin im The Stylish Irish.

Quinn zuckte zusammen, als er Riley auf dem Barhocker sitzen sah, mit einem Pint in der Hand. „Oh, du bist zurück.“

„Meister des Offensichtlichen, wie immer. Hat sich nicht viel verändert.“ Riley hob sein Glas zu einem vorgetäuschten Prost. Die vier – Quinn, Brady, Sean und Riley – waren von Kopf bis Fuß Irisch. Wenn man ihren Bruder Conor, der Anfang des Jahres nach San Francisco gezogen war, dazu nahm, hatte man das perfekte Ensemble für einen Irish Whiskey Werbespot beisammen.

„Wie war’s?“, fragte Quinn, der sich mit einer Flasche Wasser in der Hand an einen der Kühlapparate lehnte.

„Er hat mit Lucy Schluss gemacht. Dieses Mal endgültig“, berichtete Sean.

„Auch gut. Sie war eindeutig nicht die Richtige.“

Riley zuckte mit den Schultern, unfähig, Quinns Worte anzufechten. „Ich habe Mam und Dad besucht. Ihnen öfter Blumen gebracht.“ Sie schwiegen – obwohl sie einen Teil der Asche ihrer Mam hier in ihrem Kindheitszuhause in Forestville verstreut hatten, hatten sie den Rest von ihr in Irland bei ihrem Dad gelassen. Ohne gefragt zu werden, schenkte Brady vier Whiskey Shots ein. Sie hoben ihre Gläser und tranken.

„Wie ist die alte Straße so?“, frage Sean und stellte sein Glas auf den Tresen.

„Wie immer. Alles ist wie immer. Dort verändert sich nie etwas.“ Das war eines der tröstenden Dinge, die sie erlebten, wenn sie Dublin einen Besuch abstatteten – alles sah wie immer aus, fühlte sich wie immer an, roch sogar wie immer. Der Geruch des frischen Brotes, der aus der Bäckerei drei Häuser weiter strömte, hatte Riley nostalgisch gemacht.

Gut, dass Quinns Freundin Lilly, die gerade ihr Praktikum in Florida beendete, das sie vom FoodNetwork gewonnen hatte, bald ihre Bäckerei eröffnen würde. Derzeit mussten sie ohne den Geruch ihrer Kuchen und Gebäckstücke leben (sie schickte ihnen oft Carepakete, also mussten sie zum Glück nicht auf den Geschmack verzichten), doch die Bäckerei war fertig und wartete auf sie. Als sie das Gebäude renoviert hatten, um The Stylish Irish zu eröffnen, hatte Quinn eine Wand durchgeschlagen und ein Drittel des Raumes für Lilly reserviert. Nur einige Säulen trennten die Bäckerei vom Restaurant, wo ein Tresen, einige Schaukästen und weiße Bistrotische und Stühle aus Eisen standen. Wann immer Lilly zu Besuch kam, was oft vorkam, saß sie in einem dieser Stühle und trank eine Tasse Kaffee. Sie hatte noch niemandem verraten, wie sie ihre Bäckerei nennen würde, doch da sie dabei geholfen hatte, den Namen The Stylish Irish zu entwickeln, vermutete Riley, dass der Name ihrer Bäckerei ebenso cool sein würde.

In ihr hatte sein Bruder wirklich jemanden gefunden, den es festzuhalten galt. Lilly war wie eine goldene Statuette, voller Güte und Anmut. Riley war sich sicher: Sobald sie sich eingerichtet hatte und sich der Duft ihrer Köstlichkeiten in der Luft ausbreiten würde, wäre es noch unmissverständlicher, dass er genau hierher gehörte – in dieses Land, in diese kleine Stadt.

„Wie läuft das Geschäft?“

„Gut“, sagte Brady.

„Die Mädels hier haben dich vermisst“, witzelte Sean.

„Ja?“, sagte er und würde zu gerne wissen, ob ein Mädchen im Besonderen ihn vermisst hatte. Doch natürlich tat er das nicht, schließlich hatte er niemanden von seinen wachsenden Gefühlen für Erica erzählt. Er wollte gerade aufstehen und im Büro hinten nachsehen, wann Erica das nächste Mal kommen würde, als die Küchentür aufging und ein Mädchen mit honigblondem Haar und gesenktem Kopf hineinkam, eine Million Entschuldigungen von sich gebend. „Es tut mir leid, ich bin spät, das doofe Auto ist wieder nicht angesprungen, wir brauchen ein paar richtig gute Nächte, damit ich mir die Anzahlung für einen neuen Wagen leisten kann, außer jemand von euch fühlt sich gerade danach, mir eine Gehaltserhöhung zu geben, was mich absolut nicht stören würde …“

Er starrte sie an. Wer war sie? War sie eine Neueinstellung?

Dann sah sie ihn an.

„Erica?“, fragte er.

Sie erstarrte wie ein Reh im Scheinwerferlicht, während sie sich gerade eine Schürze um die schlanke Taille band. „Ach du meine Güte. Riley! Willkommen zurück.“

Er schüttelte sich. „Du hast eine neue Haarfarbe. Warum?“ Als er gegangen war, war ihr nun goldenes Haar platinblond mit einigen rosa Strähnen gewesen.

Sie hielt nach ihren Brüdern Ausschau, die sich plötzlich in alle Richtungen verteilten – Quinn zurück ins Büro, Brady in die Küche, Sean, um als Vorbereitung für den Abendandrang die Stühle von den Tischen zu nehmen.

„Hmm? Oh, ich weiß nicht. Ich hatte den alten Look satt. Gefällt es dir nicht?“ Sie betastete verlegen ihr Haar.

„Im Gegenteil. Ich finde, es steht dir besser.“ Er neigte seinen Kopf zur Seite. „Ist das deine natürliche Haarfarbe?“

Sie öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Ihr Gesicht wurde tiefrot. „Ich kann mich nicht erinnern.“

Riley musste lachen und sie lachte mit.

„Es ist sehr hübsch“, sagte er ziemlich wahrheitsgemäß, obwohl sie auch mit ihrer anderen Haarfarbe hübsch gewesen war.

„Wie war Irland?“, fragte sie, während sie begann, die Kasse hinter der Bar zu zählen. Sie wandte ihm den Rücken zu und er erhaschte einen Blick auf ihren Po. Der war zumindest noch derselbe, fest und voll.

„Hm? Oh, Irland. Gut. Unverändert.“

„Hast du erledigt, was auch immer du erledigen wolltest?“

„Aye. Ist alles geregelt.“

„Das ist gut. Ich weiß, dass die Jungs froh sind, dass du wieder da bist.“ Sie lächelte ihm durch den Spiegel an der Wand hinter der Kasse zu. Er lächelte zurück.

„Wie ist es dir ergangen?“, fragte er. „Was macht die Schule?“

„Großartig. Richtig gut. Alles ist auf dem Weg nach oben.“ Sie lächelte sich selbst an, ihr Gesicht noch immer reflektiert. Riley fragte sich, was das Lächeln bedeuten sollte. Sie sah aus wie ein Mädchen, das ein Geheimnis versteckte.

„Ja? Gut. Ein hübsches Mädchen verdient die guten Dinge im Leben.“ Er sah, wie ihre Wangen sich leicht rosa färbten. Sie biss sich auf die Lippe und drehte sich dann zu ihm.

„Denkst du? Vielleicht kannst du mir dann einen neuen Wagen kaufen? Die Blechkiste da draußen muss weg.“ Sie stapelte Gläser hinter der Bar und machte sich für den Ansturm bereit.

„Du könntest mit mir fahren.“

Sie verfehlte ein Glas und fing es gerade auf, bevor es auf den Boden traf.

„Gut gehalten“, bemerkte er und verkniff sich ein Lachen aufgrund ihrer Verwirrung.

„Danke“, murmelte sie, den Blick nach unten gerichtet.

Es war nichts Neues, dass sie seinem Blick auswich. Dadurch hatte er bemerkt, dass sie sich von ihm genauso sehr angezogen fühlte wie er von ihr. In seltsamen Momenten wurde sie plötzlich ruhig. Manchmal erwischte er sie dabei, wie sie ihn ansah, doch sie sah weg, sobald sich ihre Blicke trafen. Oder sie brachte keinen Ton heraus.

„Wie gesagt, du solltest mich anrufen, wenn du das nächste Mal Ärger hast. Ich kann dich gerne abholen und wieder nach Hause bringen.“

„Oh, würdest du, hm?“ Sie lehnte sich in seine Richtung, die Ellbogen auf dem Tresen. „Was ist los mit dir?“, fragte sie.

„Hm?“

„Warum verhältst du dich auf einmal so?“

„Wie? Ich dachte, wir wären Freunde. Freunde bieten sich gegenseitig Mitfahrgelegenheiten an.“

„Richtig.“ Ihre Augen wurden schmal, forderten ihn heraus. Sie war scharfsinnig, kein Zweifel. Er wollte das Spiel gerade auflösen und zum Kern der Sache kommen – zugeben, dass er sie wollte und hoffte, sich abends nach der Arbeit mal mit ihr treffen zu können –, als sich die Tür hinter ihm öffnete und Ericas Augen aufleuchteten.

„Hey“, strahlte sie.

Er sah durch den Spiegel, wie ein Mann in seinem Alter hereinkam. Er war groß und bullig und sah wie ein Rugbyspieler oder eine andere Art von Athlet aus.

Riley hätte schwören können, Sean in der Ecke des Raumes kichern zu hören. Er rutschte vom Stuhl und ging zu seinem Bruder, während Erica mit ihrem Freund plauderte.

„Wer ist das?“, fragte Riley Sean und beäugte den Fremden.

„Oh, Rob?“ Sean sah zur Seite, doch Riley hörte das Lächeln in seiner Stimme. Er ging in die Küche und Riley folgte ihm.

„Okay, sein Name ist Rob. Wer ist er?“

Brady sah von der Küchentheke auf, wo er den Köchen dabei half, die Kartoffeln zum Anbraten zu schneiden. „Oh, du hast Rob getroffen?“, fragte er.

Aye“, spottete Sean. „Direkt nachdem er sich an unsere Erica da draußen rangemacht hatte.“

„Hast du? Tss!“, sagte Brady. „Ich hab dich schon mal zusammengeschissen, was das Flirten mit Angestellten anbelangt. Du weißt, dass du das nicht tun solltest, doch bei den gegebenen Umständen – nochmal gutgegangen.“

„Warum? Was habe ich verpasst?“ Er hasste, dass sie sich über ihn lustig machten.

„Erica und Rob gehen miteinander aus, seitdem du nach Irland gegangen bist“, sagte Brady. „Er kommt jeden Abend.“

Verdammt.

„Es ist besser so, Kumpel“, warnte Quinn, der plötzlich aus dem Nichts erschien. „Du kennst unsere Vereinbarung. Hände weg von der Belegschaft.“

Riley rollte mit den Augen, nickte und drehte sich dann zurück zur Tür. Er schielte durch das kleine Fenster zu Erica und Rob, seine Stirn in Gedankenfalten.

Hände weg von der Belegschaft?

Fuck. Er wollte seine Hände schon seit einer gefühlten Ewigkeit an Erica anlegen. Und als Ergebnis hatte er die meiste Zeit damit verbracht, seine Hand an seiner eigenen Belegschaft anzulegen.

Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er voll im Arsch war.

Dass er, weil er mit seinem Schritt zu lange gewartet hatte, möglicherweise die Chance verpasst hatte, Erica besser kennenzulernen.

Im Bett und auch außerhalb.

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